Aylien » Nebelschimmer und kalte Nächte

Der Nebel hatte den Hof vollends eingehüllt und mit dem Nebel kam der Herbst und mit ihm die Traurigkeit die er jedes Jahr mit sich brachte. Wenn die Natur langsam starb und sich bereit machte für die Kälte. Die Pferde standen im Dickicht auf der Koppel, die Köpfe hingen herunter und keiner wollte mehr richtig laufen, oder gar herumtoben. Rosenborg schlief, sommerliche Stimmung? Die war schon längst verflogen, schon letzte Woche, als der erste Regen kam und Rosental unter Wasser gesetzt hatte....

Ich hatte beschlossen heute zum Hof zu laufen. Die Kälte und der Wald, der umhüllt von weißem Schleier war, beruhigte mich und zudem erhoffte ich mir auch ein bisschen von dem „Aylien Wach auf Effekt!“
Laila, Sam und Scarlett fanden die Jahreszeit toll, die wälzten sich in Schlammlöchern und tobten durch die abgestorbenen Wiesen, die jede Menge Spaßfaktor mit sich bringen mussten, so sah es zumindest immer aus, wenn man die drei nach draußen ließ. Ich hatte in letzter Zeit nicht viel mitbekommen von Rosenborg, wir hatten zwei neue Mitglieder. Jule und Melissa. Laut Nina und Laura schienen sie sich gut eingelebt zu haben und es ging das Gerücht herum, dass Melissa was mit Daniel hatte, oder irgendwie sowas. Daniel und ich trafen uns seltener, er war beschäftigt mit Rohren abdichten und misten und ich, ja ich?! Was machte ich eigentlich?
Ich hatte schweren Herzens Power und Rya verkaufen müssen. Rya war mein erstes Pferd gewesen und ich hatte wirklich die Tollsten Zeiten mit ihm erlebt, aber ich musste weiter denken und hatte mich in letzter Zeit eher an Turnieren orientiert. Ich hatte keine Verwendung mehr für ihn gehabt und Power, ja die gute Alte hatte ich verkauft an einen guten Rennstall. Wenn ich mir das so durch den Kopf gehe ließ, bereute ich es, aber es gab noch mehr Neuigkeiten ich hatte mir ein neuen Champion zugelegt. Woher ich den Großen kannte. Tja, es war Schicksal denke ich, weil ich den schwarzen Hengst vor Monaten auf einem Pferdemarkt gesehen hatte und schon dort in ihn verliebte und plötzlich stand er bei Dana im Stall und ich war die erste die zugegriffen hatte, obwohl ich wusste, dass es falsch war, zwei Pferde durch eines zu ersetzen, aber ich hatte es eben getan. Zwischen Nate und mir lief es im Moment nicht so gut. Ständig war er weg und musste sich langsam entscheiden, ob ihm die Arbeit oder ich wichtiger war, doch vor die Wahl stellen wollte ich ihn nicht, weil ich meine Pferde für ihn auch nicht aufgeben würde. Na ja und so stritten wir jedes Wochenende wenn er mal wieder zu Hause war und letzten Samstag hatte ich ihm dann eine Bürste an den Kopf geworfen und gesagt ich weiß nicht mehr ob ich dich überhaupt noch so lieben kann.
Natürlich war es falsch und selbst Nina hatte nochmal mit ihm geredet. Sam tröstete mich zwar, wusste aber, dass es meine Sache war und er sich nicht einmischen würde. Dieses Wochenende kam Nate nicht nach Hause, er hatte geschrieben, dass er viel zu tun hätte und den Streit zu Hause sich auch ersparen könnte.
Es war kein richtiger Streit den wir hatten, aber ich wollte so einfach nicht weiter machen, früher oder später musste eine Entscheidung gefällt werden... zumal ich hoffte eher früher als später...
In der Woche hatte ich mir sämtliche Gehirnzellen weg geschossen und war Nächte weg geblieben, die ich besser am Stall verbringen sollte, hatte kaum gegessen und geschlafen. Um es kurz zu fassen, die trostlose Jahreszeit kam mir wie gerufen, man musste sich nicht verstellen ,weil so oder so jeder irgendwie depressiv war. Ach und noch was, wir hatte einen neuen Gast auf Rosenborg. Chris. Der große Braunhaarige war ein bekannter von Dana und sollte mega heiß sein, aber Dana schmunzelte immer nur und meinte, wie schlimm wir Mädels hier doch alle waren. Damit hatte sie Recht, egal wer Neu war, er wurde entweder sofort verkuppelt, oder wir stritten uns drum, wer ihn als erstes haben durfte. Und in diesem Beispiel hatte sich Anisha schon an ihn ran geschmissen. Verrückt, aber das war eben ein Stall mit voller Weibern, die teilweise Single waren, oder Streit mit ihrem Freund hatten, wie ich zum Beispiel.
Ich starrte alle 5 Minuten auf mein Handy, hatte mir ein neues gekauft. I-Phone 5 in schwarz, wobei ich anfangs nicht viel davon gehalten hatte, weil jeder um jeden Preis so ein Ding haben wollte und apple so oder so jeden Monat ein neues raus brachte. Trotz allem hatte ich jetzt eins und war zufrieden, aber ich starrte eigentlich nur drauf, weil ich hoffte Nate würde sich melden, aber er tat es nicht. Es gab ja auch keinen Grund dazu...

Sam lief treu neben mir her und schaute immer mal wieder an mir hoch, doch als er die Einfahrt von Rosenborg sah, gab es auch für ihn kein zurück mehr und meine drei verrückten Kleinen stürmten durch das Tor auf den Parkplatz in die Ställe.
Ich sah auch Melissa, mit ihrem Hengst Eragon, er stieg kurz ein wenig und schrak hoch, als die Hunde an ihm vorbei flitzten.
Ich joggte zu ihr rüber.
,,Alles okay?“, fragte ich und lächelte beschämt. –Tolle Begrüßung Aylin, da hast du dir ja einen guten ersten Eindruck bei ihr hinterlassen. Die mit den verrückten Hunden, nehmt euch in Acht!- Meine Güte wie peinlich das war. Eragon beruhigte sich schnell wieder und blähte die Nüstern auf. Melissa hielt ihn am Strick und strich ihm über den Hals.
„Ja klar alles in Ordnung. Foxi ist nun mal auch nicht anders.“, lachte sie heiter und ich grinste.
„Ein Glück, noch jemand mit ADHS Hunden. Ich bin übrigens Aylien. Du bist Melissa nicht wahr?“, obwohl ich wusste das sie es war fragte ich dennoch sicherheitshalber nach, nicht, dass ich ihm nachhinein doch ihre Schwester ansprach, oder so. Aber sie bestätigte es mir gleich darauf und ich atmete erleichtert auf.
„Also wir sehe uns, es warten eine Menge Pferde auf mich.“, meinte ich, verabschiedete mich bei ihr und lief in den Stall und der erste der mich sah, war mein wunderschöner Araberhengst Shadow.
„Na mein Großer.“, er stupste mich an und kratzte mit den Hufen auf den Stallboden. „Ist ja gut, wir gehen gleich raus.“ Shadow war einer der Pferde, die nicht sauer waren, wenn ich länger weg war. Er war keinesfalls nachtragend und ich hatte das Gefühl seit dem Unfall waren er und ich noch enger verbunden. Ich erinnerte mich zurück und sah für einen kurzen Blick die Bilder vor Augen. Ich bekam Gänsehaut, weil ich immer wieder daran denken musste, dass ich ihn beinahe eingeschläfert hatte. Beinahe... nie wieder Rennen laufen, doch Shadow war eben dieses besondere Pferd. Auch erinnerte ich mich an die schönen Momente, zum Beispiel an dem Tag, als ich zum ersten Mal wieder mit ihm auf die Bahn konnte und er lief und lief, weil er einfach nur rennen wollte...
Ich band ihn in der Stallgasse an und machte eine kurze Runde zu Atya, die nun endlich nach wochenlanger Ausbildung wieder da war und auch Nightwish war nicht zu übersehen. Der anmutige Hengst zickte erst ein wenig, bis er die Karotte endlich annahm und dann war da noch Black Rebel. Mein neuer Hengst.
„Hallo mein Schöner!“, sagte ich sanft und strich ihm über die Nüstern. Er zuckte kurz zurück und schnaubte heftig. Lange kannte ich den Kerl noch nicht und ich wollte ihn eigentlich unbedingt austesten, vielleicht sogar noch heute. Aber vorerst musste ich mit Shadow und Night einen kleinen Ausritt machen und danach Wallaby ein bisschen Springen lassen. Den Rest entscheid ich spontan.
Night stellte ich direkt neben Shadow, die Zwei verstanden sich gut, nicht umsonst standen sie zusammen auf der Hengstkoppel. Zwar gab es manchmal auch Zankereien wer der Stärkste und Beste war, aber das war ja irgendwie normal. Immerhin waren sie ja Hengste.
Ich fing also an die Zwei zu putzen und wie so oft störte mich jemand dabei. Doch diesmal war es nicht wie erwartet Daniel, sondern ein Kerl, den ich so gut wie noch nie hier gesehen hatte. Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht eines schwarzhaarigen Kerls in Jackette und schwarzen Hosen, dazu Lederschuhe. Der erste Gedanke war, dass es ein Mann war, der sich vielleicht verlaufen hatte, aber ich täuschte mich, denn er kannte meinen Namen.
„Hallo Aylien. Na? Auch wieder zurück im Paradies?“, ich stutzte einen Moment, während er sich entspannt gegen die Boxwand lehnte und mich musterte. Schon auf den ersten Blick erkannte man, dass er einer der Machosorte war, jedoch nicht zu sehr, trotzdem einer der Typen auf die ich unglaublich abfuhr, weil sie so männlich stark wirkten. Kranker Gedanke irgendwie, aber es war so.
„Ja ich bin zurück, aber dürfte ich vielleichte erfahren wer du bist?“, fragte ich und überlegte. Irgendwoher kannte ich ihn, oder erinnerte er mich eher an jemanden. Ich kann jedoch nicht drauf.
„Andy...Finnjas Bruder.“ Ich lächelte, während ich die Bürste von Shadow wieder absetzte.
„Ach ja stimmt. Andy.. klar natürlich. Tschuldige. Darf ich auch fragen was du hier so treibst. Anzug und Lederschuhe, habe ich bis jetzt nur einmal hier im Stall gesehen und das war ein Kerl, der uns Pferde verkaufen wollte.“ Er schmunzelte und zuckte mit den Augenbrauen.
„Ich bin auf der Suche nach hübschen Frauen und die habe ich ja gefunden, oder täusche ich mich.“
„Ach ja, wo denn? Meinst du nicht, dass du in einer Bar erfolgreicher wärst.“, er lachte charmant und kam mir einen Schritt näher.
„Du hast Humor, das gefällt mir. Wie wäre es mit einem Essen, wir beide, heute Abend.“ Andy war aufdringlich, aber genau der Typ den ich jetzt brauchte. Ich lächelte und ging nahe an ihn heran, flüsterte leise...ganz leise.
„Nein ich denke eher nicht. Weißt du, ich habe noch viel zu tun unter anderem meine Hengst reiten.“ Ich musste selbst innerlich lachen über diese zweideutige Antwort. Er bewegte die Lippen und ging zurück.
„Das war keine Frage Aylien.“, zwinkerte er mir zu und in dem Moment tauchte Finnja hinter ihm auf.
„Andy verdammt ich suche dich schon überall. Schon wieder am flirten. Sorry Aylien....ahh Aylien. OMG du bist wieder da.“, kreischte sie und fiel mir um den Hals. Okay solche eine Begrüßung hatte ich nicht erwartet. Ich lächelte.
„Ja und wie ich sehe hat sich hier viel getan. Seit neustem suchen die Kerle also in Pferdereitställen nach ihren One-Night Stands.“, lachte ich herzhaft und klang etwas ironisch, blickte zu Andy.
„Hat er dich genervt?“, fragte sie als nächstes und kicherte.
„Nein passt schon.“, ich zog sie kurz an mich, „seit wann hast du so einen heißen Bruder bitte?!“ Sie lachte.
„Schon mein ganzes Leben.“ Ich lächelte. „Wir müssen jetzt aber wirklich los, Gerichtstermin und so.“
„Okay bis dann ihr Zwei.“, meinte ich und Andy kam auf mich zu. „Das Angebot steht. Bis später dann Prinzessin.“, jedoch betonte er das letzte Wort nicht ernsthaft, sondern eher spielerisch belustigt. Ich grinste.
„Andy komm jetzt!“, rief Finnja.
„Na dir viel Spaß beim Richter Andy und hör immer schön auf deine Schwester.“, lachte ich und stupste ihn an der Schulter in ihre Richtung.
Letzt endlich war ich wieder alleine mit meinen Zwei Hübschen, die nun endlich raus wollten und sich dieses Männergeflirte nicht mehr anhören konnten, zumindest bildete ich mir das ein. Ich sattelte beide, weil ich auf dem Rückweg wechseln wollte.
Ich stieg auf Shadow auf und ritt über den Hof nach draußen, das Wetter war nicht besser geworden und hinzu kam noch diese Nasskälte. Draußen traf ich dann auf Daniel, der an einem Traktor schraubte und fluchend gegen den Reifen kickte.
„Hey Fremder!“, rief ich ihm entgegen.
„Meine Güte WAS?!“, schrie er entnervt und drehte sich zu mir um.
„Ruhig Brauner, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte ich etwas lächelnd.
„Dieser Traktor ist passiert. Er funkt einfach nicht.“
„Okay komm steig auf. Wir gehen ne Runde, du hast mir so oder so einiges zu erzählen.“, sah ich ihn eindringlich an. Daniel war mein bester Freund und es kam mir vor, nach drei Wochen als würd ich ihn nicht mehr kennen.
„Aylien, ich muss...“
„Keine Ausrede, du brauchst en Auszeit, sonst explodiert das Teil am Ende noch. Zur Not helfe ich dir später.“
„Du und Traktoren?!“, er lachte.
„Den ein oder anderen, habe ich auch schon repariert.... na ja zumindest vor 10 Jahren mit meinem Opa.“ Er lächelte, griff nach den Zügeln und stieg auf.
„Dein Opa also!? Erzähl keinen scheiß.“, er lachte und stupste mich an.
„Okay okay, ist ja schon gut.“
Die Pferde gingen flott vorwärts und wir überquerten die Straße um auf den Feldweg zu kommen.
„Du warst lange weg, hast dich auch nicht gemeldet. Was war los?“, fragte er schließlich irgendwann.
„Du hast dich auch nie gemeldet.“
„Ja schon, aber du warst ja auch nicht mehr hier.“
„Ich hab/hatte, wie man es nimmt ziemlichen Streit mit Nate. Er ist ständig weg und ist dieses Wochenende auch nicht heim gekommen, schreibt nicht mehr wirklich und ich hab ihm ziemlich viele Dinge an den Kopf geworfen. Da wäre selbst ich sauer auf mich. Na ja und auch irgendwie so, es läuft grad alles drunter und drüber, aber bei dir ist ja auch so einiges geschehen?!“
Er lächelte und nahm Nights Zügel mehr an.
„Ja ich hab Melissa kennen gelernt. Sie ist ein ziemlich tolles Mädchen. Ich mag sie ziemlich, aber ich werde nicht vorausplanen, sondern er kommt eben wie es kommen sollte. Aber hey Aylien, du weißt, das du jederzeit hättest anrufen können. Ich wäre vorbei gekommen und wir hätten einen schnulzigen DVD Abend gemacht mit den schlimmsten Filmen der Welt. Dirty Dancing, oder sowas. Du kannst mich immer anrufen, das weißt du hoffentlich! Und Nate kriegt sich schon wieder ein, der Dickkopf hat dich noch nie im Stich gelassen, dafür liebt der Trottel dich viel zu sehr.“, tröstete er mich und lächelte. Daraufhin musste ich kichern, aber gleichzeitig überkam mich Traurigkeit.
„Das sagst du so einfach. Ja ich weiß, dass ich dich anrufen kann, aber ich weiß nicht. Habs einfach nicht getan.“
Er nahm meine Hand und blickte zu mir.
„Kopf hoch jetzt, ich kann das nicht mit ansehen, wenn du so nachdenklich bist. Los wir traben an.“ Ich grinste, dieser Kerl brachte mich immer auf andere Gedanken und ich denke genau das war es, was unsere Freundschaft ausmachte.
Shadow war heute etwas ruhiger als sonst, er trabte locker neben Night her und nahm den Kopf schön runter. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Laila mitgekommen war. Sie rannte hinter uns her und machte sich schließlich mit einem fröhlichen Bellen bemerkbar. Nach der Hälfte galoppierte ich mit Shadow an und zog an Night und Daniel vorbei.
„Kommst du, oder soll ich warten.“
„Und schon ist sie wieder ganz die Alte.“, er hatte Recht ich fühlte mich besser, wenn ich einfach nur galoppierte und Shadow unter mir lospreschen wollte, ich ihn jedoch daran hinderte. Ich lächelte und Night holte auf, Shadow machte größere Schritte und schnaubte schon etwas.
„Ist okay Shadwo, wollen wir noch einen drauf setzen?“ Er legte die Ohren an und nahm Speed auf.
„Ciao Daniel.“, meinte ich zu ihm und Night legte noch einen Zahn mehr zu, doch wir waren schneller. Ich ließ Shadow laufen und wir fegten über den Feldweg, der kein Ende nahm. Über den Graben sprangen wir einfach drüber und nach minutenlangem freien Atmen parierte ich durch und wartete auf Daniel, der kurz nach mir auch ankam.
„Und du sagtest immer Shadow kann nicht mehr so wie früher, oder davon das er nie mehr geritten werden kann reden wir gar nicht drüber.“, er grinste und seine rote Nasenspitze brachte mich zum lachen.
„Du siehst aus, wie Rudolph das Rentier. Haha!“ Ich hielt mich am Sattel und prustete laut los.
„Ach ja und du nicht mit deinen roten Schweinsohren?“
Das ging noch eine ganze Weile so, bis wir Laila wieder bei uns hatten und die Pferde eine Schnaufpause eingelegt hatten. Wir ritten durch den Nebeldichten Wald zurück und lachten, weil keiner von uns auch nur einen Meter sehen konnte. Ich hielt Daniel an der Hand und wir ließen die Pferd einfach laufen, sie wussten schon wie es nach Hause ging. Da war ich mir sicher.
Wie Recht ich hatte, als wir gute 15 Minuten später das Tor von Rosenborg sahen und die daneben liegende Straße mit den Autos hörten.
„Welcome back, würde ich da mal so kurz behaupten.“, meinte ich und lobte Shadow. Im Stall, wo uns endlich wieder helles Licht begegnete. Ich stieg ab und befreite Shadow von seinem Sattel.
„Los ich mach die Zwei fertig, ich denke der Traktor wartete auf dich.“, lachte ich.
„Wolltest du nicht helfen?!“, grinste er und schaute mich an.
„Vielleicht habe ich mich eventuell überschätzt.“
„Ich werde es wohl auch auf morgen vertagen, wenn ich das Wetter da draußen sehe bekomme ich schon wieder Aggressionen. Ich miste noch ein paar Ställe.“
„Ich hab auch noch ein paar Pferde zu versorgen. Also Danke Daniel.“, meinte ich und fiel ihm um den Hals. „Und halte dich an Melissa ran.“, streckte ich ihm die Zunge raus und klopfte ihm wie ein Kumpel auf sie Schultern.
„Ja ja bring das mit Nate lieber och in Ordnung.“, zwinkerte er mir zu und lächelte tröstlich.
„Geht klar.“, rief ich ihm hinterher und dachte einen kurzen Augenblick an sein Lächeln.
Scarlett tauchte plötzlich wieder auf und kratzte an meiner Hose.
„Ja ja ich denk jetzt nicht dran. So und jetzt holen wir gleich Wallaby, wir gehen in die Halle.“
Ich versorgte Night und Shadow noch ausgiebig mit Leckerlis und stellte sie jeweils für 10 Minuten ins Solarium, dann noch die Fließdecken drauf und ab in den Stall zurück, wo sie sich vergnügt auf die Tränke stürzten, wobei das nicht ganz stimmte, Night ging erst einmal in die Box um seinen Nachbarn Attikus anzuzicken. Ich lächelte und strich dem Canadian Sport Horse von Vivi über die Nüstern. „Nimm es nicht persönlich.“
Schließlich stand ich dann an Wallabys Box und hielt seine Nase in den Händen, er schnaufte zufrieden und spitzte die Ohren, während Laila an mir hoch sprang und es kaum erwarten konnte den ruhigen Hengst zu begrüßen.
Ich holte Wallaby aus der Box und das erste was er machte, war Laila einen Stupser zu geben, nach dem Motto: „Ich bin ja da Kleine, beruhig dich wieder.“
Nach dem Putzen und als der Springsattel endlich sitzte, zog ich noch die Kappe auf um dann die Hunde wieder nach draußen zu schicken und in die Springhalle zu gehen. Schon von draußen hörte ich die Pferdehufen und eine Männerstimme. Ich schloss die Tür hinter mir und blieb eine Weile verharrend vor dem Tor stehen um den Unbekannten zu beobachten. Er ritt einen wunderschönen Fuchs, mit einer Eleganz sprang dieses Tier über die Hindernisse, welche ich selten gesehen hatte. Die Kraft die dieses Pferd an den Tag legte, war perfekt. Er schien über die Hindernisse zu fliegen. Ich stutzte und sah den Beiden vertieft zu, bemerkte dabei gar nicht die Anwesenheit von Wallaby.
„Willst du nicht auch irgendwann auf die bahn kommen?“, riss mich seine Stimme aus den Gedanken und ich zuckte kurz zusammen. Er hatte mich erwischt.
„Oh ja, klar.. ähm. Witzig. Aber wow dein Pferd ist unglaublich. Wie heißt er?“, fragte ich immer noch perplex und eingenommen. „Ach ja Tür frei?!“
„Frei. Das ist Deja Vu. Ich trainiere ihn für die Meisterschaften.“ Erst jetzt blickte ich in sein Gesicht. Ein hübscher Neuer, würde ich sagen, wenn ich nicht wüsste, das er schon geschnappt worden war, hätte ich angefangen zu flirten. Aber ich war nicht hier um zu flirten, sondern zum Trainieren.
„Und dein Name?“
„Chris und mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Ich bin Aylien.“, ich ging in die Mitte der Bahn und stieg auf, gurtete nochmal nach und schloss die Verschlüsse meiner Reithandschuhe.
„Sind die Hindernisse zu hoch, oder soll ich sie runter stellen?“, fragte er nett und trabte an.
„Nein passt schon.“, meinte ich und lachte innerlich, wenn er wüsste was Wallaby alles kann. Na ja früher oder später würde er es schon noch sehen. Immerhin saß ich auf einem Grand Prix Pferd, welches die Hindernisse die standen locker bewältigen würde. Aber ich wollte eben nur trainieren, damit mein Großer nicht einrosten würde.
Er sprang, während ich Wallaby warm ritt und meine Runden drehte, ab und zu mal damit anfing über niedrige Hindernisse zu springen um dann wieder einen Handwechsel zu machen.
„Die drei frei.“, rief ich durch die Halle und galoppierte aus dem Zirkel heraus direkt auf die Triplebarre zu. Wallaby sprang und darauf folgte die anschließende Mauer. Ich sah nur aus den Augenwinkeln, wie Chris den Steilsprung nahm, aber eine Stange riss. Nicht das mir das auch schon oft passiert wäre. Ich konzentrierte mich auf Wallabys Gänge.
„Die fünf frei.“, rief Chris mir entgegen, gut das unsere Hindernisse Nummern hatten, das hatte schon so einigen Crash vermieden. So ging das weiter, ich versuchte mich an der dreifach Kombination um die Chris noch einen Bogen machte. Wallaby riss ebenfalls eine Stange, die letzte und so nahm ich die Kombination ein zweites Mal, nur diesmal ohne Fehler und mit vollster Konzentration. Chris ritt wieder trocken, als ich gerade den Oxer nahm und gleich danach einen Wassergraben. Wallaby zog an und sprang ab. Ich lächelte, weil ich den Platz zwischen ihm und der Stange nicht übersehen hatte. Er konnte noch mehr, aber ich wollte es nicht übertreiben und parierte schließlich durch.
Ich kam neben Chris an und ließ Wallabys Zügel lockerer.
„Da waren noch 10 Zentimeter.“
„Ich weiß.“, meinte ich und darauf hin lachte er.
„Du hättest ja sagen können, dass du ein Grand Prix Pferd reitest.“
„Ne warum? Um anzugeben und mich unter Druck zu stellen. Jetzt weißt du es ja.“
„Ich hätte es nur gerne vorher gewusst. Dann hätte ich mich etwas mehr zurück gehalten.“
„Warum das denn?“
„Schließlich bin ich der Champion Anwärter, zumindest heißt es so und du bist einfach perfekt.“
„Danke, aber in Deja steckt auch noch viel Potenzial. Glaub mir. Ich verrate es auch keinem, dass ich besser bin als du.“, lachte ich.
„Das hab ich nie gesagt.“
„Aber gedacht.“, zwinkerte ich ihm zu und wechselte in die Mitte. Ich hörte ihn nur noch leise lachen und verließ somit die Bahn. „Wir sehen uns ja bestimmt.“ Chris nickte und ich ging in den Stall zurück. Wallaby bekam die gleich Prozedur wie die anderen Beiden, nur noch eine Karotte mehr.

Ich stand vor Blacks Box und ließ mich beobachten, von dem schwarzen Hengst. Er blinzelte und blickte mich ohne zu Zucken an. Er war einfach fantastisch und egal was er tat, gab er mir das Gefühl mich ins Herz geschlossen zu haben. Kaum war er meines gewesen, hatte eine gewisse Verbindung zwischen uns eingesetzt. Ich konnte manchmal wenn ich einfach so vor ihm stand in seine Seele blicken und mir einbilden er würde mir sagen was er wollte. Es war seltsam, aber Black hatte dieses gewisse Etwas, dieses Etwas welches alle meine anderen Pferde zu mir geführt hatten. Er stupste mich an, legte den Kopf auf meine Schultern und genoss einfach nur die Streicheleinheiten, die ich ihm gab.

„Aylien?!“, hörte ich Daniels Stimme um die Ecke rufen und gleich danach kam er sozusagen um die Ecke gesprungen und blieb stehen.
„Was geht denn jetzt ab?“, lachte ich und hielt den Kopf von Black fest.
„Vielleicht brauche ich doch noch deine Hilfe.“
„Nee, oder? Ich wollte grade.. Black...“ Ich hielt inne und sah in die flehende Augen von Daniel. „Okay was ist los?“
„Morgen ist doch das Turnier und na jaaa.... wir müssen die Plätze richten.“
„Zu zweit?!“, stutzte ich und zog die Augenbrauen nach oben.
„Nein Tim ist noch dabei.“
„Okay okay, ich helfe euch, ich lasse dafür extra meinen Liebling saußen.“, meinte ich und knuddelte Black noch einmal. „Also Dicker, wir verschieben das auf morgen, tut mir wirklich Leid.“ Black verstand was ich meinte, denn er schubste mich zu Daniel und schnaubte, spitzte die Ohren und seine Augen funkelten.
„Danke.“, flüsterte ich ihm zu und lächelte Daniel an. „Also worauf warten wir noch?“
Daniel nahm mich bei der Hand und zog mich wie ein kleines Kind in de Dressurhalle, wo wir auf Tim trafen, der schon mal damit beschäftigt war die Buchstabenschilder zu säubern. Daniel reichte mir einen Äppler und schickte mich durch die Halle, während er das Fahrzeug holte um den Hallen Boden eben zu rächen. Ich las also jeden einzelnen Pferdeapfel vom Boden auf und belächelte Daniel, wie er durch die Halle sauste und dabei aussah wie ein Kind auf einem zu groß geratenen Rasenmäher.
Nach einer guten halben Stunde standen wir drei alle nebeneinander und betrachteten unser Werk. Die Schilder blitzten und der Platz war eben.
„So Jungs.“, meinte ich .
„Der Springplatz wartete und ich hab den Plan.“, lachte Daniel und rannte vor.
„Halt Daniel... boah.“, rief Tim und rannte ebenfalls los.
Ich stand da und grinste breit. „Männer.“, fiel mir dazu nur ein und lief den Beiden entspannt hinterher.
„Ihr Zwei Vögel, ey, das gibt’s ja nicht.“, sagte ich als ich bei den Beiden ankam und ich die einzige war, die noch ruhig atmen konnte. „Zeig mal den Plan her.“, griff ich nach dem Zettel in der Folie.
„Also gut, da drüben muss eine Kombination, aus dem da und dem.“, zeigte ich auf die zwei Oxer. „Der Wassergraben bleibt, dahinter eine Tripplebarre und sonst sind es nur Kleinigkeiten. Tim du fängst hier an und Daniel.... du kommst mit.“
„Wie es aussieht hat Aylien übernommen.“, meinte Tim amüsiert.
„Mit euch kann man ja sonst nix anfangen.“, lachte ich und ging auf eine der Hindernisse zu. Tim lachte leise und machte sich dann ran an seine Aufgabe.

Ich hievte gerade die letzte Stange auf den Oxer und schnaufte. Daniel seufzte. „Das wäre es dann wohl für heute.“
„Oh ja.“ Es dämmerte bereits und ich schnappte mir Tim und Daniel und klopfte den Zweien auf die Schulter. „Mission erledigt. Ich muss los.“
„Danke Aylien.“, rief Daniel, doch ich war schon fast zu weit weg um ihn zu verstehen.

Der Wind peitschte gegen mein Gesicht und meine Finger zitterten, jedoch nicht wegen der Kälte. Nein, es war Black. Er rannte, rannte einfach nur und ich blickte auf die beleuchtete Bahn. Der Mond leuchtete auf unseren Weg und seine Ohren waren angelegt. Meine Augen funkelten, blitzten ab und zu auf und sahen seine Mähne die im Wind flatterte.
So schwarz wie die Nacht. Er war unglaublich und schwebte mit mir die eine Bahn, diese eine einzige. Er befreite mich nur durch seine Bewegung. „Lauf mein Kleiner.“
Es war unglaublich. Ich vergas für einen Moment alles. Nate, einfach jeden. Ich schloss kurzzeitig die Augen und ließ die Zügel los. Unfassbar das ich nachts noch auf der Rennbahn war, aber Black erinnerte mich daran, wie schön es einfach nur war und wie befreiend dieses Gefühl...

Hilfe, der Bericht hat mich richtig gefesselt :o
Sogar das meine mum neben mir stand hab ich nicht mitbekommen, total toller bericht!)

Kaum zu glauben, wie lange ich gebraucht habe, bis ich es geschafft habe diesen Bericht mal zu lesen. Aber er ist einfach genial. Bei der Situation mit Andy musste ich lachen, das passt haargenau zu Finnja's Bruder.

hehe danke